Zum vierten Mal fand in Recklinghausen die Sommerakademie für Alte
Musik statt. Wieder stand ein reichhaltiges Kursangebot für Musikerinnen und
Musiker bereit, die sich drei Tage lang ihrer Liebe zur Renaissance- und vor
allem Barockmusik widmen wollten. Über 80 Teilnehmer fanden den Weg ins
nördliche Ruhrgebiet, viele schon zum wiederholten Male. Die Organisatorin
Susanne Hochscheid, selbst eine international renommierte Blockflötistin und
Gründungsmitglied von Flautando Köln, kümmerte sich wieder mit großem
Engagement um alle Details, angefangen von der Kooperation mit der
Musikschule der Stadt Recklinghausen über die Förderung durch das
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
(wodurch die Teilnehmergebühren in einem sehr fairen Rahmen blieben) bis hin
zur Verpflegung im „Suberg’s bei Boente“.
Susanne Hochscheid leitete
darüber hinaus die Blockflöten-Klasse. Die weiteren Dozenten waren Gabriele
Nußberger (Violine, Viola, Violoncello), Antje Plieg-Oemig (Gamben), Claudia
Reinhard (solistischer Ensemblegesang), Reiner Schneider-Waterberg
(chorischer Ensemblegesang) und Wolfgang Kostujak (Cembalo). Für den
erkrankten Stephan Rath (Lauten) sprang kurzfristig Ulrich Wedemeier ein,
der allerdings erst am Freitagmorgen anreisen konnte.
Eröffnungskonzert mit
Gabriele Nußberger, Antje Plieg-Oemig, Reiner Schneider-Waterberg, Claudia
Reinhard, Susanne Hochscheid und Torsten Müller (v.l.n.r) ( Foto: Ingo Negwer)
Am Vorabend präsentierten sich die Dozenten zunächst in einem gut
besuchten Eröffnungskonzert. In der Christuskirche spannten sie einen großen
musikalischen Bogen von Claudio Monteverdis "Pur ti miro" (aus
"L‘Incoronazione di Poppea") bis zu Georg Philipp Telemanns Concerto da
Camera für Blockflöte, Violine, Diskantgambe und Basso continuo. Susanne
Hochscheid spielte die Sonate g-Moll aus der Antonio Vivaldi zugeschriebenen
Sammlung "Il Pastor fido", deren Schöpfer aber Nicolas Chédeville ist.
Wolfgang Kostujak stellte die Toccata in e BWV 914 vor, ein stürmisches
Jugendwerk Johann Sebastian Bachs. Reiner Schneider-Waterberg sang Henry
Purcells "Music for a While", anschließend Claudia Reinhard "O dulcissima
dilecta mia" des Salzbuger Hofkomponisten Stefano Bernardi. Antje
Plieg-Oemig ließ ihre Bassgambe bei Marin Marais "Tombeau pour Mr. De Ste.
Colombe" hingebungsvoll klagen, ehe Gabriele Nußberger (Violine) und Susanne
Hochscheid (Blockflöte) mit einer Chaconne von Philipp Heinrich Erlbach
wieder heitere Töne erklingen ließen. Zum Schluss vereinten sich alle
Künstlerinnen und Künstler (einschließlich Torsten Müller, Percussion) für
die anonym überlieferte "Passacaglia della vita".
Abschlusskonzert in der Christuskirche (Foto: Ingo Negwer)
Am folgenden Tag begann die eigentliche Sommerakademie. Vormittags stand
jeweils Unterricht in den einzelnen Klassen auf dem Programm. Hier gab es
zum Teil Gelegenheit, sich bei den Dozenten im Einzelunterricht Tipps für
das eigene Musizieren zu holen. Nachmittags stand die Ensemblearbeit an
zuvor eingeteilten Stücken im Mittelpunkt. In diesem Jahr hatte ich selbst
Gelegenheit, an der Sommerakademie aktiv teilzunehmen und reiste mit Theorbe
und Barocklaute nach Recklinghausen. Speziell über Ulrich Wedemeier, der
viele hilfreiche Anregungen gab, aber auch über den gesamten Verlauf der
Sommerakademie im Allgemeinen kann ich nur Gutes berichten. Hier hat sich
ein großer Kreis von Enthusiasten gefunden, die sich mit Engagement und
Freude der Alten Musik widmen. Dies gilt für Teilnehmer und Dozenten
gleichermaßen. Davon konnte sich die wiederum zahlreich erschienenen
Zuhörerinnen und Zuhörer am Sonntagnachmittag beim Abschlusskonzert in der
Christuskirche überzeugen. In Recklinghausen ist etwas Schönes entstanden,
das hoffentlich eine lange Zukunft hat.
Musikschule der Stadt Recklinghausen (Foto: Ingo Negwer)
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