Ein Treffpunkt für Freunde der Barockmusik

Die 4. Sommerakademie für Alte Musik in Recklinghausen (11. bis14. Juli 2024)

von Dr. phil. Ingo Negwer


 Zum vierten Mal fand in Recklinghausen die Sommerakademie für Alte Musik statt. Wieder stand ein reichhaltiges Kursangebot für Musikerinnen und Musiker bereit, die sich drei Tage lang ihrer Liebe zur Renaissance- und vor allem Barockmusik widmen wollten. Über 80 Teilnehmer fanden den Weg ins nördliche Ruhrgebiet, viele schon zum wiederholten Male. Die Organisatorin Susanne Hochscheid, selbst eine international renommierte Blockflötistin und Gründungsmitglied von Flautando Köln, kümmerte sich wieder mit großem Engagement um alle Details, angefangen von der Kooperation mit der Musikschule der Stadt Recklinghausen über die Förderung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (wodurch die Teilnehmergebühren in einem sehr fairen Rahmen blieben) bis hin zur Verpflegung im „Suberg’s bei Boente“.

Susanne Hochscheid leitete darüber hinaus die Blockflöten-Klasse. Die weiteren Dozenten waren Gabriele Nußberger (Violine, Viola, Violoncello), Antje Plieg-Oemig (Gamben), Claudia Reinhard (solistischer Ensemblegesang), Reiner Schneider-Waterberg (chorischer Ensemblegesang) und Wolfgang Kostujak (Cembalo). Für den erkrankten Stephan Rath (Lauten) sprang kurzfristig Ulrich Wedemeier ein, der allerdings erst am Freitagmorgen anreisen konnte.


Eröffnungskonzert mit Gabriele Nußberger, Antje Plieg-Oemig, Reiner Schneider-Waterberg, Claudia Reinhard,
Susanne Hochscheid und Torsten Müller (v.l.n.r) ( Foto: Ingo Negwer)


Am Vorabend präsentierten sich die Dozenten zunächst in einem gut besuchten Eröffnungskonzert. In der Christuskirche spannten sie einen großen musikalischen Bogen von Claudio Monteverdis "Pur ti miro" (aus "L‘Incoronazione di Poppea") bis zu Georg Philipp Telemanns Concerto da Camera für Blockflöte, Violine, Diskantgambe und Basso continuo. Susanne Hochscheid spielte die Sonate g-Moll aus der Antonio Vivaldi zugeschriebenen Sammlung "Il Pastor fido", deren Schöpfer aber Nicolas Chédeville ist. Wolfgang Kostujak stellte die Toccata in e BWV 914 vor, ein stürmisches Jugendwerk Johann Sebastian Bachs. Reiner Schneider-Waterberg sang Henry Purcells "Music for a While", anschließend Claudia Reinhard "O dulcissima dilecta mia" des Salzbuger Hofkomponisten Stefano Bernardi. Antje Plieg-Oemig ließ ihre Bassgambe bei Marin Marais "Tombeau pour Mr. De Ste. Colombe" hingebungsvoll klagen, ehe Gabriele Nußberger (Violine) und Susanne Hochscheid (Blockflöte) mit einer Chaconne von Philipp Heinrich Erlbach wieder heitere Töne erklingen ließen. Zum Schluss vereinten sich alle Künstlerinnen und Künstler (einschließlich Torsten Müller, Percussion) für die anonym überlieferte "Passacaglia della vita".


Abschlusskonzert in der Christuskirche (Foto: Ingo Negwer)

Am folgenden Tag begann die eigentliche Sommerakademie. Vormittags stand jeweils Unterricht in den einzelnen Klassen auf dem Programm. Hier gab es zum Teil Gelegenheit, sich bei den Dozenten im Einzelunterricht Tipps für das eigene Musizieren zu holen. Nachmittags stand die Ensemblearbeit an zuvor eingeteilten Stücken im Mittelpunkt. In diesem Jahr hatte ich selbst Gelegenheit, an der Sommerakademie aktiv teilzunehmen und reiste mit Theorbe und Barocklaute nach Recklinghausen. Speziell über Ulrich Wedemeier, der viele hilfreiche Anregungen gab, aber auch über den gesamten Verlauf der Sommerakademie im Allgemeinen kann ich nur Gutes berichten. Hier hat sich ein großer Kreis von Enthusiasten gefunden, die sich mit Engagement und Freude der Alten Musik widmen. Dies gilt für Teilnehmer und Dozenten gleichermaßen. Davon konnte sich die wiederum zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörer am Sonntagnachmittag beim Abschlusskonzert in der Christuskirche überzeugen. In Recklinghausen ist etwas Schönes entstanden, das hoffentlich eine lange Zukunft hat.


Musikschule der Stadt Recklinghausen (Foto: Ingo Negwer)


LogoGEBarock.JPG (2491 Byte)

zurück

Kontakt

Copyright 2024  by Ingo Negwer